Energie sparen
Einleitung
In unseren Gesprächen über Photovoltaikanlagen bietet es sich an, auch über andere Energiethemen zu sprechen. Eine steckerfertige Photovoltaikanlage liefert in einem Jahr 200 bis 600 Kilowattstunden an elektrischer Energie – den überwiegenden Anteil im Sommer, wenn die Sonne scheint. Nachts und im Winter sieht es hingegen anders aus, und die Heizungsanlagen verbrauchen oft ein Vielfaches dieser Energiemenge. Beispiele für wenig bis nicht gedämmte Häuser:
1) Eine mit Heizöl betriebene Heizung verbraucht 3000 Liter Heizöl in einem Jahr. Das entspricht einem Heizwert von ca. 30000 kWh. Ein Ölkraftwerk mit einer Energieeffizienz von 40% könnte daraus ca. 12000 kWh elektrische Energie erzeugen.
2) Eine mit Erdgas betriebene Heizung verbraucht 2500 Kubikmeter Erdgas in einem Jahr. Das entspricht einem Heizwert von ca. 25000 kWh. Ein modernes Gaskraftwerk mit einer Energieeffizienz von 60% könnte daraus ca. 15000kWh elektrische Energie erzeugen.
Heizungen in wenig oder gar nicht gedämmten Häusern wenden also ein Vielfaches der Energie auf, die ein Balkonkraftwerk bereitstellen kann.
Hier kann dementsprechend viel eingespart werden – eventuell mit einem besseren Verhältnis von eingesetztem Geld zu eingesparter Energie, als dies bei Photovoltaikanlagen der Fall ist.
Wenn man in einem etwas älteren Haus wohnt, oder in einem neuen Haus, in dem sich beim Bau an Mindeststandards des Gebäudeenergiegesetzes orientiert wurde, gibt es eine Auswahl an Möglichkeiten. Hier zeigen wir einige, und geben Anregungen. Es empfiehlt sich oft aber eine professionelle Beratung.
Obere Geschossdecke
Die obere Geschossdecke (der Fußboden unterhalb der Dachbalken) kann recht einfach gedämmt werden.

Wenn der Dachboden nicht bewohnt ist, braucht man keine teure und komplizierte Dachdämmung, sondern kann einfach Dämmmaterial auf den Boden legen. Im gezeigten Beispiel eine Stahlbetondecke:
- Dampfbremsfolie, luftdicht verklebt
- Steinwolle
- Steg aus Spanplatten, damit man sich zu Reparaturzwecken unter dem Dach bewegen kann
Es gibt eine Vielzahl von Materialien, die hierfür geeignet sind – herumliegen können die meisten Materialien. Dementsprechend kostengünstige Materialien können gewählt werden. Wenn der Dachboden noch genutzt werden soll, kann er auch komplett begehbar gemacht werden – auf das Dämm-Material wird dann ein Fußboden aus (diffusionsoffenen) Spanplatten gelegt.
Alternativen zur Steinwolle können sein:
- Stroh
- Thermohanf
- Glaswolle aus Altglas
- EPS
Durch eine ungedämmte obere Geschossdecke entweichen unglaubliche Energiemengen (bis zu 30% des Heizwärmebedarfs). Die Dämmung darf dementsprechend gerne sehr dick sein – 40 oder 50 Zentimeter sind völlig in Ordnung.
Bei Altbauten mit Holzbalkendecke sollte vorher ein Bauingenieur oder Energieberater gefragt werden, was der geeignete Aufbau der Dämmung ist.
Die Ausführung geht in Selbstbauweise – die Dämmstoffpakete sind nicht besonders schwer, und die Arbeit ist nicht all zu kompliziert. Das Wichtigste bei der Ausführung ist, dass die Folie komplett luftdicht verklebt ist (auch kleine Löcher, die eventuell entstehen, weil beim Verlegen etwas durch die Folie durchgestochen hat, sollten mit Klebeband überdeckt werden), und dass das Dämm-Material dicht aneinandergedrückt ist.
Heizungsrohre und Speicher der Heizungsanlage
Motivation
Die Dämmung von Heizungsrohren wird oft vernachlässigt:
- In manchen Gebäuden sind die Heizungsrohre gar nicht gedämmt
- In vielen Gebäuden sind die Rücklaufrohre nicht gedämmt
- Oft sind Kurven und Abzweige nicht gedämmt
- Dämmschalen werden nicht richtig verschlossen
- Zwischen Dämmschalen existieren Abstände
- Dämmschalen sind zu dünn oder aus minderwertigem Material
- Andere Armaturen im Heizungsraum, z.B. Speicher, insbesondere ihre Anschlüsse sind nicht gedämmt
Dabei sind hier große Einsparpotentiale vorhanden, da Heizungsrohre und Warmwasserrohre für Trinkwasser sehr warm sind, und durch ihre Metalloberfläche sehr viel Energie abstrahlen, wenn sie nicht gedämmt sind.
Für dieses Dämmvorhaben wird kein Energieberater gebraucht. Die Materialkosten können im Bereich einiger hundert Euro liegen.
Eine preisliche Motivation für diese Maßnahme gibt es auf vielen Seiten im Netz – z.B. auf https://www.ikz.de/ikz-praxis-archiv/p0403/040303.php – die Preise dort kann man ignorieren, aber die geschätzte Einsparung von ca. 50 Kubikmetern Erdgas pro Jahr und Meter Warmasserrohr bedeutet z.B. bei einem Haus mit 10 Metern Warmwasserrohren im Keller:
- ca. 500 Kubikmeter Erdgas (das entspricht ca. 5000 kWh Heizwert)
- ca. 1000 EUR Heizkosten
Es gibt sicher von Haus zu Haus große Unterschiede beim Einsparpotential – abhängig davon, wie lang die Rohre sind, wie hoch die Wassertemperatur in den Rohren ist, und wie sich die Wärme im Keller verteilt – wenn die Heizung Raufluft verbrennt, zieht im Winter eiskalte Luft an den Heizungsrohren entlang, und grade in dem Fall wird eine Dämmung viel einsparen. Auch eine nachträgliche Verstärkung der Dämmung wird hierbei viel einsparen.

Eine konkrete Maßnahme wurde hier beschrieben – inklusive Listen für Material und Werkzeug.
Eine kürzere, allerdings auch weit weniger ambitionierte, Anleitung gibt es bei OBI: https://www.obi.de/magazin/bauen/wand/heizungsrohre-isolieren
Dort wird lediglich die Dämmung mit den in fast jedem Baumarkt zu findenden Dämmschalen beschrieben. Diese sind oft so dünn, dass durch sie noch viel Wärme verloren geht. Die Kunststoff-Dämmschalen eignen sich aber sehr gut als innere Isolation – wenn man um diese herum noch z.B. 5cm alukaschierte Steinwolle wickelt und mit Kabelbindern dort befestigt, wird eine gute Dämmwirkung erzielt.
Garagendecke
Garagen, die im Haus integriert sind, und mit einem Sektionaltor (eine Art elektrischer Rolladen) verschlossen sind, lassen sich nach Außen hin nicht dämmen, da das Sektionaltor luftdurchlässig ist (insbesondere hat es Lamellen mit Luftdurchlässen, und oberhalb des aufgerollten Sektionaltors kann ein Luftspalt sein. Die Folge ist, dass es in der Garage im Winter oft einigermaßen kalt wird. Durch die große Deckenfläche der Garage (30 Quadratmeter sind für eine Einzelgarage durchaus normal) wird das Haus dadurch von unten her gekühlt.
Garagen sollten mit feuerbeständigem Material gedämmt werden, daher kommen hier z.B. Steinwolleplatten, die mit Glasfaservließ kaschiert sind, in Frage. Sie werden mit einem Mörtelkleber an die Garagendecke geklebt. Wie das geht, zeigen die Erklärvideos der Dämmstoffhersteller auf Youtube. Ergänzend dazu kann gesagt werden:
- Der Mörtelkleber darf gerne mit einem halben Liter mehr Wasser pro Sack angerührt werden
- Der Mörtelkleber muss zwingend mit einem elektrischen Rührer angerührt werden (Hand+Kelle kann man vergessen)
- Man sollte ca. 15 bis 25 Baustützen und einige Bretter zur Hand haben
- Der Zugang zum nächsten Wasserhahn sollte während der Ausführung der Dämmmaßnahme frei und beleuchtet sein
Baustützen sowie Elektrischen Betonrührer sollten sich in einem nahegelegenen Baumarkt oder Maschinenverleih ausleihen lassen.
Beim Aussuchen der Dämmplatten stellt sich die Frage der Dämmplattendicke. Diese sollten wie immer so dick wie möglich sein, allerdings gibt es Einschränkungen:
- Zwischen Fußboden und Dämmplatte müssen noch Menschen und Fahrzeuge passen
- Die Dämmplatten dürfen das Sektionaltor nicht behindern. Insbesondere wenn das Sektionaltor nicht aufgewickelt, sondern der Länge nach unter die Garagendecke gezogen wird, sollte dort nichts im Weg sein.
An Stellen, an denen kein Platz für Dämmplatten ist, kann auch mit Aerogeldämmstoffen gedämmt werden. Bei diesen ist aber zu beachten:
- Sie sind staubig
- Einige enthalten gesundheitsschädliche Stoffe
Daher sollten sie mit irgendetwas überdeckt werden (z.B. Glasfaservließ), und beim Durchführen der Maßnahme sollte darauf geachtet werden, dass sich der Staub nicht verteilt. Atemschutzmaske nicht vergessen (Tatsache: Man übersteht sogar das stundenlange Tragen einer FFP3-Maske).

Weiterführende Informationen
Das Thema „Heizenergie sparen“ ist vielseitig und interessant. Wir haben hier nur einige Beispiele für einfache Sparmaßnahmen aufgeführt.
Weiterführende Informationen von Leuten und Institutionen gibt es unter Anderem auf den folgenden Seiten:
Passipedia – Wissensdatenbank des Passivhausinstituts
Diese Seiten sind insbesondere für Leute interessant, die einen Altbau besitzen. Das Passivhausinstitut befasst sich damit, wie sich einzelne Komponenten von Passivhäusern in normalen Häusern einsetzen können. Insbesondere haben sie herausgefunden:
- Ein Haus verschimmelt nicht, wenn es gedämmt wird
- Ein Haus braucht keine undichten Fenster
Die Seite ist sehr detailiert, eventuell überfordert sie ihre Leser. Sie zeigt aber Möglichkeiten für Bestandshäuser, auf die man eventuell selbst nicht kommt. Am Anfang vieler der dort beschriebenen Verbesserungsmaßnahmen empfiehlt sich eine Beratung durch Energieberater bzw. Bauingenieure.
Das IPEG-Institut befasst sich mit der energetischen Gebäudemodernisierung. Eine Spezialität ist die „Einblasdämmung“ bzw. die Vielzahl der Anwendungsmöglichkeiten:
- Dämmung der oberen Geschossdecke
- Dämmung von Zwischendecken
- Dämmung von Gebäudetrennfugen
All dies sehr effektive Maßnahmen, die recht einfach (aber von Fachbetrieben) durchführbar sind.
Die Landesenergieagentur Hessen (LEA) bietet die Seite https://hessen-spart-energie.de an, auf der sowohl in Eigenarbeit als auch von Profis durchführbare energetische Sanierungsmaßnahmen beschrieben werden. Darüberhinaus gibt es dort auch Ratschläge zum Energiesparen durch angepasstes Verhalten – so kann ohne Investition schon gespart werden.